Zukunft der Gesundheitsversorgung war das Thema für
Martina Stamm-Fibich, Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestages.
Aynur Kir, Kandidatin für den Landtag.
Arne Engelhardt, Kandidat für den Bezirkstag.
Moderiert wurde die Diskussion durch
Andrea Lipka, SPD-Vorsitzende im Nürnberger Land und Kandidatin dür den Landtag.
Martina Stamm-Fibich begann mit der riesigen Summe von 500 Milliarden Euro, die in Deutschland pro Jahr für die Gesundheit ausgegeben würden. Dennoch habe man das Gefühl, dass es immer beschwerlicher werde, einen Facharzt oder ein passendes Krankenhaus zu finden. Natürlich möchten Patienten und ihre Angehörigen eine möglichst geringe Entfernung zum Krankenhaus. Man müsse aber auch bedenken, dass kleine Krankenhäuser nicht überfordert werden dürfen. Zweckmäßig sei es, wenn eine Operation in einer Klinik erfolge, wo diese nicht nur gelegentlich anfalle, sondern beispielsweise in Nürnberg. Anschließend könne die Behandlung z.B. in Altdorf oder Lauf fortgeführt werden.
Die beim Bund geplanten Gesetzesänderungen zu Fallpauschalen sollen dafür sorgen, dass auch kleinere Krankenhäuser überleben können, so dass eine flächendeckende Versorgung in Stadt und Land gewährleistet werde. Ziel sei auch eine Spezialisierung der Krankenhäuser. Dann wäre es auch kein Widerspruch, wenn mehrere kleine Krankenhäuser nahe beieinander angesiedelt wären.
Die Probleme von Auszubildenden in Pflegeberufen erlebt Arne Engelhardt als Lehrer hautnah. Er berichtete, dass sie teilweise mit 3 Ausbildungsklassen starten, die Ausbildung aber nur noch mit 2 Klassen beenden können. In vielen Fällen würden Auszubildende als vollwertige Arbeitskraft eingesetzt und somit überfordert. Dies sei oft ein Grund für den Abbruch der Ausbildung, jedoch nicht unbedingt die Bezahlung. Mit Zuschlägen sei die Vergütung in Ordnung, aber nur wenn ein Tarifvertrag angewendet werde. Bei nicht tarifgebundenen Beschäftigungen sehe es schlechter aus.
Aynur Kir betonte, dass alle Pflegeberufe attraktiver werden müssten. Das gelte auch für den Bereich der Psychiatrie, in dem sie seit 25 Jahren tätig sei. Auch hier seien die Beschäftigten überlastet, u. a. auch wegen vieler Vorgaben zur Dokumentation. Insgesamt gebe es viel zu wenige Plätze für psychiatrische Behandlungen. Kurzfristig seien maximal 5 Sitzungen möglich, ansonsten gebe es Wartezeiten von bis zu einem Jahr. Sie fordert Fördermittel für Psychiatrie-Praxen und generell mehr Arztpraxen. Es entstehe der Eindruck, dass die Knappheit der Praxen gewollt sei, weil dann die Rendite besser sei.
Rendite war auch ein Argument bei der Versorgung mit Arzneimitteln. Da Medikamente möglichst wenig kosten sollten, wurden sie in Billiglohnländern produziert und Schwierigkeiten in der Logistik führten dann schnell zu Lieferengpässen. Auch die etwa 25.000 Rabattverträge sind für die Hersteller kein großer Anreiz, den deutschen Markt bevorzugt zu beliefern. Wenn beispielsweise Kinder-Hustensaft in den Niederlanden in Drogerien teurer verkauft werden könne als in deutschen Apotheken, dann müsse sich niemand wundern über leere Regale in Deutschland.
Damit Medikamente und vor allem deren Grundstoffe wieder in Europa produziert werden, sei neben einer anderen Preispolitik eine Wirtschaftsförderung in der EU und den Mitgliedsstaaten erforderlich. Das funktioniere leider nicht kurzfristig, sondern hier müsse man wohl eher von 10 Jahren ausgehen.
Die Gäste interessierten sich natürlich nicht nur für die Zukunft der Gesundheitsversorgung ganz allgemein, sondern speziell wurde nach dem Krankenhaus in Lauf gefragt. Martina Stamm-Fibich meinte, dass natürlich noch keine Entscheidungen gefallen seien, dass wir uns wegen des Krankenhauses in Lauf aber keine großen Sorgen machen sollten.